kültüř gemma! fördert künstlerische Arbeit von BI_PoC und Migrant*innen. Es werden jährlich Stipendien vergeben sowie Fellowships an Wiener Kulturinstitutionen. 

Unsere Stipendiat*innen werden über ein halbes Jahr hinweg ideell und finanziell gefördert, um ein Projekt umzusetzen. Es handelt sich um ein freies Arbeitsstipendium, die Stipendiat*innen arbeiten eigenständig an ihrem Vorhaben, werden jedoch von kültüř gemma! durch Mentoring begleitet. Die inhaltliche Auseinandersetzung der Projekte mit dem Thema Migration ist dabei explizit keine Voraussetzung.

Unseren Fellows wird die sechsmonatige Mitarbeit an einer Kulturinstitution in Wien ermöglicht. In diesem Rahmen arbeiten sie an einem künstlerischen oder kulturvermittelnden Projekt. Auch unsere Fellows werden von kültüř gemma! in ihrem Arbeitsprozess begleitet. Bisherige Fellowships konzentrierten sich beispielsweise auf die Konzeption einer Ausstellung oder Bühneninszenierung, das Kuratieren von Filmprogrammen, die Erarbeitung von Formaten der Kunstvermittlung oder die kritische, künstlerische Auseinandersetzung mit einer Sammlung.

Unser Ziel ist es, migrantische Positionen im mehrheitlich weißen*) Kulturbetrieb als Selbstverständlichkeit zu etablieren*). Darüber hinaus setzt sich kültüř gemma! für einen kritischen Diskurs über das Verhältnis von Migration und Kultur ein und versteht sich als kulturelle Vernetzungsplattform.

Das Mentoring von kültüř gemma! beinhaltet kuratorische und organisatorische Beratung sowie Unterstützung in der Bewerbung und Veröffentlichung der eigenen Arbeit. Bei regelmäßigen Treffen, an denen alle Stipendiat*innen, Fellows und das Team von kültüř gemma! teilnehmen, werden Erfahrungen geteilt und Netzwerke geschaffen. Nicht zuletzt organisiert kültüř gemma! Vorträge, Workshops oder Diskussionen, um den Diskurs über Kunst und Migration*) mitzugestalten. 

*) MIGRANTISCH

Die Ausschreibung richtet sich dezidiert an Migrant*innen, ohne Vorgaben zu den Herkunftsländern, Nationalitäten oder Aufenthaltstiteln. Eingeladen sind in Wien lebende Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen, die sich selbst als migrantisch, Schwarz oder Person of Color definieren und dadurch im kulturellen Feld nicht mit den Privilegien der Mehrheit rechnen können. kültüř gemma! versteht ‚migrantisch‘ als politischen Begriff und als Selbstbezeichnung für einen produktiven, potentiell oppositionellen Standort.

*) SCHWARZ/weiß

Auch den Begriff „Schwarz“ verstehen wir ausschließlich als Selbstbezeichnung, die groß geschrieben wird, um zu verdeutlichen, dass Schwarzsein nicht auf Hautfarbe, sondern auf der Verbundenheit aufgrund geteilter Rassismuserfahrungen beruht.

Die Bezeichnung „weiß“, bezieht sich ebenso wenig wie der Begriff „Schwarz“ auf biologische Merkmale einer Person. Die kleine und kursive Schreibweise verdeutlicht die Bezeichnung einer sozialen und politischen Konstruktion, die mit der privilegierten Position innerhalb des rassistischen Machtverhältnisses einhergeht.

*) DIVERSITÄT

Die Diversität, die Vielfältigkeit der in Wien lebenden Menschen im Kulturbetrieb repräsentiert zu sehen, ist eines unserer erklärten Ziele. Wie viele Menschen stehen wir aber einem Verständnis von Diversität, das sich ausschließlich auf die Feier von „bunter Vielfalt“ beschränkt und dabei systematische Ausschlüsse und Diskriminierungsstrukturen unberührt lässt, kritisch gegenüber. Der Begriff von Diversität, den wir verfolgen, schließt dahingehend eine intersektionale Perspektive, Macht- und Normenkritik, Powersharing und Empowerment mit ein.

*) PRIVILEGIEN

Privilegien sind verschieden ausgestaltete Vorteile, die bestimmten Gruppen unverdienterweise zuteilwerden. Privilegierte Positionen genießen beispielsweise weiße, heterosexuelle, cis-gendered, männliche und kapitalstarke Menschen. Der Schutz vor Diskriminierungserfahrungen, der leichtere Zugang zu Möglichkeiten, zusätzliche Privilegien zu erwerben (bspw. Bildung) und nicht zuletzt die potenzielle Ignoranz gegenüber ungleichen Machtverhältnissen und gesellschaftlichen Missverhältnissen gehören zu diesen unverdienten Vorteilen. kültüř gemma! strebt die Benennung und den Abbau solcher Privilegien an und arbeitet aktiv an einer faireren Verteilung von Ressourcen.